Gläserne Griechen

von Mr N. N.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Seit dem gestrigen Montag überprüfen nun Experten der Statistikbehörde Eurostat in Athen vor Ort die wahre Höhe" des griechischen Staatsdefizits 2009. Für das vergangene Jahr wird schon jetzt eine Aufwärtsrevision des Haushaltslochs auf monströse 15,1 Prozent des BIP erwartet.

 

Staatsverschuldung bei 128 Prozent des BIP?

 

Des weiteren werden von der Behörde auch noch die Jahre 2005 bis 2008 ins Visier genommen. Gut möglich, dass die damalige Regierung noch einige Schuldenleichen im Keller versteckt hatte", welche nun von den Statistikern wieder ans Tageslicht zurück gebracht werden. Gegenwärtig wird geschätzt, dass der wahre Schuldenstand Griechenlands zum Ende des Jahres 2009 eher bei um die 130 Prozent (bisher bekannter Schuldenstand 115 Prozent) des BIP liegt. Bis zum Jahr 2014 hat sich das Mittelmeerland ja gegenüber EU bzw. IWF verpflichtet, das Haushaltsdefizit auf unter drei Prozent jährlich zu drücken. Die gegenwärtige Eurostat-Prüfung könnte also zur Folge haben, dass das Rettungspaket zwischen Griechenland und der EU bzw. IWF neu adjustiert werden muss.

 

Noch drakonischere Maßnahmen?

 

Und dies könnte wiederum dazu führen, dass weitere Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen gemacht werden müssen. Ohnehin sollen die Griechen ja binnen der nächsten beiden Jahre sog. Bürgerkarten mit Chip erhalten - als Ersatz für den Personalausweis. Auf diesem Chip sollen nahezu alle Informationen über Einkäufe (sogar von Zigaretten), Rentenzahlungen, Schulbesuche und Krankenversicherung gespeichert werden. Offiziell soll damit die Steuerhinterziehung eingedämmt werden.

 

Ausnahmeregeln für Touristen

 

Selbst Touristen werden vom griechischen Big Brother" nicht verschont. Diese sollen künftig bei jedem Einkauf oder Museumsbesuch ihren Pass vorzeigen. Bei der Bezahlung soll dann die Pass-Nr. gespeichert werden.

 

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, der Orwell`sche Total-Überwachungs- und Kontrollstaat soll wohl in Griechenland als erstem EU-Testland installiert werden. Fragt sich nur, ob die Regierungspläne in der hellenischen Alltagspraxis auch wirklich so umgesetzt werden können. Die findigen Griechen werden sicherlich eifrig bemüht sein, die diversen Chip-Speicherungen kreativ zu umgehen. Und vielleicht gibt es ja am Ende des Tages auch noch Protest- und Demonstrationsstürme der Bevölkerung, welche dann zum Aus für die Bürgerkarte beitragen werden.

 

Apropos Aus", Mohamed El-Erian, Chef der einflussreichen Fondsgesellschaft PIMCO, geht ohnehin davon aus, dass Griechenland in spätestens zwei Jahren die Euro-Zone verlassen werde. Griechenland werde seine ambitionierten Sparziele und Versprechen nicht einhalten können. El-Erian zufolge würde sich der Austritt auf ein bis zwei Jahre beschränken, in denen die Drachme wieder eingeführt werden solle. Über einen abgewerteten Wechselkurs könne dann die Verschuldung abgebaut werden.

 

Zu Lasten der Gläubiger.

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